Seltene Erden machen unsere Smartphones, LEDs, Elektromotoren und Windkraftanlagen leistungsfähig. Die meisten Seltenerdmetalle kommen aus China. Im Januar 2023 wurde das bislang größte Vorkommen in Europa entdeckt: in Kiruna, Schweden.
Smartphones, Notebooks, LED-Leuchten, Elektromotoren - solche und noch viele weitere Produkte würden ohne Seltene Erden nicht funktionieren. Zwar werden die wertvollen Rohstoffe jeweils nur in sehr kleinen Mengen eingesetzt, ähnlich etwa wie kostbare Gewürze beim Kochen, doch genau wie die Gewürze spielen auch die Seltenen Erden eine entscheidende Rolle.
Die abgekürzte Bezeichnung "Seltene Erden" ist gleich doppelt missverständlich: Eigentlich müssten sie "Metalle der Seltenen Erden" (Seltenerdmetalle) heißen - so selten sind sie aber gar nicht.
Seltene Erden sind relativ weiche Metalle mit einer steinigen bis silbrigen Farbe. Die ersten dieser Metalle wurden Ende des 18. Jahrhunderts in Schweden entdeckt. Sie kommen in seltenen Mineralien vor und wurden in Form ihrer Oxide - Sauerstoffverbindungen, die früher auch "Erden" genannt wurden - isoliert. Daher stammt der Begriff "Seltene Erden". Grundsätzlich kommen Selteneerdelemente nicht rein als Metalle oder Oxide vor, sondern werden aus Erzen gewonnen und zu Seltenerd-Metallen oder Seltenerd-Oxiden weiterverarbeitet. Die Erze kommen weltweit relativ häufig vor, manche sogar häufiger als Kupfer oder Blei. Selbst das seltenste stabile Element der Seltenen Erden - Thulium - findet sich noch öfter als Gold. Größere, zusammenhängende Lagerstätten davon sind allerdings tatsächlich rar.
Zu den Seltenen Erden werden 17 Metalle gezählt: Scandium, Yttrium und Lanthan - und die 14 im Periodensystem auf das Lanthan folgenden Metalle, die sogenannten Lanthanoide. Dazu gehören etwa Cer, Praseodym, Neodym, Europium und Yttrium.
Seltene Erden haben ganz besondere chemische Eigenschaften, ohne die moderne Technologien nicht möglich wären.
2020 umfasste die weltweite Produktion rund 240.000 Tonnen Seltenerdoxid. Ein Großteil wird in der Glas- und Keramikproduktion genutzt. Auch für die Herstellung von Magneten, beispielsweise für Elektromotoren oder für Generatoren von Windturbinen, werden Seltene Erden verwendet. Auch für Katalysatoren, Metalllegierungen und Batterien oder für die Lampenherstellung werden Seltene Erden gebraucht.
Ohne Seltene Erden hätte der Elektromotor der Zukunft keine Chance: In solchen Motoren stecken die stärksten Magnete, die Ingenieure herstellen können. Sie bestehen aus einem Neodym-Eisen-Bor-Gemisch: Etwa 20 Prozent Neodym sind in ihnen enthalten. In einem Hybridfahrzeug können bis zu 20 Kilogramm der begehrten Rohstoffe stecken - nicht nur im Motor, sondern auch in anderen Bauteilen wie LED-Leuchten oder im Lack. Auch Windräder enthalten solche Supermagneten: In ihren Elektromotoren, die die Bewegungsenergie in Strom verwandeln, werden sie verwendet, um eine bessere Energieausbeute zu erhalten: Pro Megawatt wird etwa eine Tonne Neodym-Eisen-Bor eingebaut. Wesentlich kleiner sind die Supermagneten, die in Festplattenlaufwerken stecken. Kein Handy kommt ohne sie aus. Durch ihre hohe Energiedichte konnten die Geräte überhaupt erst so klein werden. Die Touchscreens von Smartphones und Tablet-PCs funktionieren nur dank Indium. Zündkerzen in Autos enthalten eine Yttrium-Legierung, die ihre Lebensdauer verlängert und den Benzinverbrauch senkt. Cer sorgt dafür, dass Autolacke und Scheiben nicht mehr so schnell verkratzen wie früher: Es macht Oberflächen widerstandsfähiger. Glühbirnen, LEDs, Plasmabildschirme, Neonröhren und Dioden enthalten Seltenerdmetalle, die sie zum Leuchten bringen. Ein großer Anteil der weltweit abgebauten Seltenerdmetalle kommt zudem in Katalysatoren für Autos und die Erdölraffinerien zum Einsatz. Cer-Oxid erhöht die Aktivität von Rhodium, das in den Katalysatoren für die Senkung des Stickoxidwerts sorgt.
Abbau von Seltenen Erden in China
Die größten bekannten Vorkommen liegen in China, genauer gesagt in der Bayan-Obo-Mine in der Inneren Mongolei, die als autonomes Gebiet zur Volksrepublik China gehört. Im Jahr 2019 stammten nach Angaben des Informationsdienstes des Instituts der deutschen Wirtschaft fast 90 Prozent der globalen Produktion an Seltenen Erden aus China. Dabei verfügt China nach Schätzungen nur über etwa ein Drittel der weltweiten Ressourcen. (Stand: 2020) Seit einigen Jahren verringert sich der chinesische Anteil an der globalen Produktion jedoch. Für 2021 gibt ihn der U.S. Geological Survey mit 61 Prozent an.
Vorräte befinden sich auch in den USA, in Kanada, Brasilien, Australien, Indien, Malaysia, Vietnam, Russland, Kasachstan, Aserbaidschan und Schweden. Das größte bekannte Vorkommen an schweren Seltenen Erden befindet sich in Kringlerne im Süden Grönlands. Auch in Deutschland sind Seltene Erden zu finden, beispielsweise in Storkwitz in Sachsen. Doch die Vorkommen sind zu gering, als dass der Abbau sich lohnen würde.
Die größten bekannten Vorkommen an Seltenen Erden liegen in China in der Bayan-Obo-Mine (Inneren Mongolei).
Wirklich selten sind die Seltenerdmetalle nicht - eigentlich kommen sie überall vor, allerdings in kleinen Mengen. Größere, wirtschaftlich rentable Lagerstätten sind rar. Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sind Deutschland und die EU derzeit zu mehr als 90 Prozent auf Importe aus China angewiesen. Der Marktanteil der Volksrepublik sinkt zwar seit einigen Jahren. Mit mehr als 60 Prozent der weltweiten Minenproduktion (Stand 2021) ist er aber immer noch dominant.
Da sie billig aus China zu bekommen waren, hatten andere Länder seit den 1990er-Jahren die nicht so einfache und oft umweltschädliche Förderung zurückgefahren. Gesundheits- und Umweltschutz wurden dort häufig missachtet. Beim Abbau mit Säuren, die die Metalle aus den Bohrlöchern waschen, entstanden Abfallprodukte und giftige Abwässer, die das Grundwasser verschmutzten.
Als China von 2010 bis 2015 seine Exportmengen von Seltenen Erden plötzlich einschränkte, um die umweltschädliche exzessive Förderung zu verringern und die Preise dennoch oben zu halten, war der Schreck zunächst groß: Weltweit begann man mit der Suche nach anderen Vorkommen oder nach technischen Alternativen. Zu Versorgungsengpässen kam es bislang noch nicht - laut Experten seien weltweit genügend Seltene Erden vorhanden. Die Nachfrage steige zwar, aber nicht so stark wie befürchtet. Allerdings möchten sich viele von fördernden Ländern wie China und deren Marktvorgaben unabhängig machen.
Im Januar 2023 hat das staatliche Bergbauunternehmen LKAB in Kiruna im Norden Schwedens ein gigantisches Vorkommen an Seltenen Erden entdeckt: Mehr als eine Million Tonnen Seltenerdmetalle könnten hier lagern - damit ist es die bislang größte in Europa erfasste Lagerstätte der wichtigen Rohstoffe. Bis zur tatsächlichen Förderung der entdeckten Stoffe könnte es allerdings noch Jahre dauern. Entsprechende Zulassungsverfahren sind langwierig. Und auch dann ist fraglich, inwieweit sich ein großflächiger Abbau und Export in Europa wirtschaftlich lohnt.
Suche nach den Seltenen Erden
In Deutschland sind Seltene Erden die Ausnahme. Ein überraschend großes Vorkommen fand man vor Jahren in Sachsen: In Storkwitz, nordwestlich von Leipzig, liegen unter anderem Cer, Lanthan, Praseodym, Neodym, Europium und Yttrium im Boden. Entdeckt wurden die Bodenschätze zufällig bei Uranbohrungen zu DDR-Zeiten. In den 1970er-Jahren wurde das Vorkommen auf rund 136.000 Tonnen geschätzt. Nach Probebohrungen im Jahr 2012 ging man von etwa 20.000 Tonnen Erzen mit Seltenen Erden aus. Doch da der Gehalt an den gesuchten Metallen im Erz bei weniger als einem halben Prozent liegt, wurde nach einigen Jahren klar: Die Förderung lohnt sich nicht. 2015 gab das Unternehmen, das die Erze fördern wollte, die Abbaulizenz wieder zurück.
Seltene Erden ließen sich auch auf Müll- oder Schrottplätzen fördern: in Smartphones, Computern und anderen Elektrogeräten. 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott landen pro Jahr auf dem Müll, 7,3 Kilogramm pro Person, konstatiert der Global E-Waste Monitor 2020. Weltweit gesehen wohlgemerkt, denn in Deutschland liegen wir weit über diesem Schnitt: Über 20 Kilogramm Elektroschrott fallen bei uns pro Kopf und Jahr an. Aber nur 43 Prozent davon werden fachgerecht entsorgt, obwohl schon jetzt eine Sammelquote von 65 Prozent vorgeschrieben ist. Im Jahr 2022 wurde das Elektrogerätegesetz für Hersteller und Händler verschärft. So sind auch Discounter dazu verpflichtet, Elektroaltgeräte zurückzunehmen.
Die Seltene Erde Lanthan kommt bei Brillen mit besonders dünnen Gläsern und bei Ferngläsern zum Einsatz.
Neodym - diese Seltene Erde sorgt als Magnet für die richtige Leistung und den besseren Bass in Lautsprechern. Herkunft: China.
Sollen Flachbildschirme Farbfernsehen ermöglichen, brauchen sie jede Menge Leuchtstoffe. Eine ganze Reihe von Seltenen Erden stecken deswegen hinterm Bildschirm - so zum Beispiel Terbium für grün und Europium für rot. Wenn das fehlt, werden nur schwarz-weiße Bilder übermittelt.
In Schubladen vergessene alte Handys bergen wertvolle Seltene Erden.
Vermutlich zig Millionen alter Mobiltelefone liegen vergessen in Schubladen und Schränken herum, deren wertvolle Inhaltsstoffe wiederverwendet werden könnten. Und auch in Computern, Monitoren, Fernsehern und anderer Elektronik verbergen sich Seltene Erden. Landen sie auf dem Müll, sind sie für den Ressourcenkreislauf verloren. Und selbst auf dem Wertstoffhof können die in Elektroschrott gebundenen Seltenen Erden nur eingesammelt werden. Denn aus den technischen Geräten die begehrten Rohstoffe wiederzugewinnen ist schwierig und bedarf spezieller Verfahren. Noch gibt es kaum ausgereiftes Know-how, um die Seltenen Erden in großem Stil zurückzugewinnen. So werden Smartphones derzeit häufig noch mühsam von Hand demontiert, um die Wertstoffe zu recyclen.
Die verbauten Mengen sind allerdings dabei so gering, dass das Recycling wirtschaftlich häufig nicht rentabel ist.
Das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie erforscht deshalb seit 2011 Möglichkeiten, wertvolle Rohstoffe wie die Seltenen Erden besser zu nutzen, zu recyceln oder am besten erst gar nicht zu verwenden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und auch der Europische Fonds für regionale Entwicklung fördern Projekte, die auf effizientere Nutzung oder besseres Recycling solcher Rohstoffe hoffen lassen.
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