Im Vergleich zu den geplanten ultraschnellen Magnetschwebebahnen, die in Vakuumröhren auf 1000 km/h beschleunigen sollen, wirkt die 800 Meter lange Versuchsstrecke im südchinesischen Landkreis Xingguo unscheinbar. Aber sie löst ihren "revolutionären" Namen "Red Rail" ein, denn sie basiert auf einem ganz anderen Magnetsystem.
Alle Magnetschwebebahnen bewegen sich nicht auf Rollen, sondern schweben auf einem Magnetkissen. Damit wird die Reibung zwischen Bahn und Strecke aufgehoben – es gibt keinen Rollwiderstand mehr. Bislang wird der Effekt durch elektrische Magnete erzeugt. Viel Energie spart man daher nicht, der fehlenden Reibung steht der Stromverbrauch der Trasse gegenüber. Zudem sind die "Gleise" weit aufwendiger und teurer als bei konventionellen Schienen.
"Red Rail" benutzt dagegen Permanentmagneten, um zu schweben. Es ist ein klassisches Nahverkehrssystem. Die Trasse wird aufgeständert und die Kabinen schweben in etwa zehn Meter Höhe. So wird wenig Platz am Boden verbraucht. Die Magneten sind stark genug, um die Kabinen für 88 Personen "ewig" schweben zu lassen. Die Bahn soll jetzt etwa 80 km/h erreichen. Der Zug hängt mit einem Arm unter der Trasse. In ihm befinden sich die Permanent-Magnete. Da der Zug frei schwebt und keine Reibung auftritt, wird nur der Strom benötigt, um ihn anzutreiben, so die Forscher der Jiangxi University of Science and Technology. Die Baukosten betragen nur etwa ein Zehntel der Kosten für den Bau einer U-Bahn. In einem nächsten Schritt soll die Teststrecke auf 7,5 Kilometer Länge erweitert werden, dann wird die Höchstgeschwindigkeit 120 km/h betragen.
Konventionelle Magnete reichen nicht aus, um eine Bahn zum Schweben zu bringen. Die wirkliche Revolution von "Red Rail" steckt in neuartigen Permanentmagneten. In sie investiert die chinesische Regierung seit 2001. Magnetisiertes Eisen verliert seine Magnetkraft schnell wieder. Setzt man jedoch seltene Erden hinzu, wird die Magnetkraft permanent. Neodym reduziert den Verlust des Magnetismus auf weniger als 5 Prozent in hundert Jahren. Da China die größten Vorkommen an seltenen Erden besitzt, entfällt auch mehr als 80 Prozent der weltweiten Produktionskapazität für Dauermagnete auf Peking. Übersetzt heißt das: Eine derartige Bahn kann man nur in China bauen.
Derartige Magnetschwebebahnen hätten das Zeug, den öffentlichen Nahverkehr zu revolutionieren. Ein Ziel von Peking ist, im ganzen Bahnbereich weltweit die technologische Führerschaft zu erreichen. Baukosten und Platzbedarf der Bahn sind relativ gering. Das System kann eine schnelle Taktung an Zügen gewährleisten. Die Geschwindigkeit wäre mit 120 km/h weit höher als bei U-Bahnen. Außerdem nimmt man an, dass die "Gleise" sehr langlebig sein werden, weil sie durch das Fehlen der Vibrationen wenig belastet werden.
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